So Leute: Die Sommerferien sind durch. Zeit also, ein wirklich interessantes Thema aufzumachen: Die Frage lautet: Ist das mit der praktischen Prüfungsdauer für den Autoführerschein eigentlich noch angemessen oder nicht? Es geht um Prüfungsplätze und auch um Geld. Ich liefere dir gleich an paar Zahlen, Daten und Fakten dazu. Und dann möchte ich gerne von dir wissen, was deine Erfahrungen zur Praxisprüfung in den letzten 3 Jahren ist.
Hört sich interessant an? Dann los ….
Kennst du die Bundesrat Drucksache 600/18. Es ging im November 2018 darum, das e-Prüfprotokoll einzuführen. Grundlage ist der Fahraufgabenkatalog. Und mit Inkrafttreten der ganzen Nummer am 1. Januar 2021 hat man dann auch gleich die Prüfdauer um 10 Minuten erhöht. Im Beispiel des Autoführerscheins wurden aus 45 nun 55 Minuten. Darauf entfallen 5 Minuten auf die reine Fahrtzeit. Die anderen 5 Minuten entfallen auf die bis dato noch neue und ungeübte Dokumentation via Tablet sowie die Rückmeldung an den Bewerber.
So weit, so gut.
Nun werden solche Änderungen immer sorgfältig begründet. Das kann man der Drucksache ja auch entnehmen. Es geht natürlich immer um Verkehrssicherheit und das ist ja auch gut so.
Auch die Frage nach dem Erfüllungsaufwand wird gestellt. Und die Drucksache kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Erhöhung der Prüfdauer um 10 Minuten ca. 250.000 Stunden jährlich länger Prüfungen gefahren werden müssen. Man rechnet dort die etwa 1,5 Mio Fahrerlaubnisprüfungen pro Jahr, addiert dann die 10 Minuten und kommt somit auf 250.000 Mehrstunden für die Prüforganisationen.
Spannend wird das natürlich, wenn man die Rechnung jetzt mal auf den Kopf stellt. 250.000 Mehrstunden sind 15 Mio. Prüfminuten. Teilt man das jetzt durch die aktuell gültige Prüfdauer von 55 Minuten für den Autoführerschein, sind das 272.727 praktische B-Prüfungen.
Also, um das klar zu sagen: Die Erhöhung der Prüfdauer um 10 Minuten erfordert seitens der Prüforganisation eine Aufstockung der Personaldecke für reine Fahrerlaubnisprüfer um ca. 140 Stellen, damit in Deutschland genügend Prüfplätze für die Bewerber bereitstehen.
Das sei kein Problem, war seinerzeit zu höheren. Die Personaldecke würde aufgestockt, um den erhöhten Aufwand abzufangen. Was daraus dann in den letzten 3 Jahren geworden ist, weißt du selbst am besten.
Und damit sind wir beim Kern dieses Videos: Ist es nicht an der Zeit, die 10 Minuten Erhöhung der praktischen Prüfung zu hinterfragen? War das eine sinnvolle Maßnahme? Wie hat sich das in der Praxis entwickelt? Hat sich die reine Fahrtzeit wirklich nur um 5 Minuten verlängert? Oder wird länger gefahren? Was ist mit den in der Begründung für Dokumentation und Rückmeldung an den Bewerber vorgesehenen 10 Minuten? Ist dem so? Braucht der Prüfer dafür die vorgerechneten 10 Minuten wirklich?
Ich möchte es einfach mal gerne wissen: Was passiert da in der Praxis? Was sind deine Erfahrungen? Wie lange wird gefahren? Wie lange dokumentiert? Wie lange an den Bewerber rückgemeldet? Braucht es die 55 Minuten für den Autoführerschein? Oder können wir zu den ursprünglichen 45 Minuten zurückkehren? Gerade, weil effizient elektronisch auf dem Tablet dokumentiert wird. Und das Feedback an deinen Prüfling kommt doch per Mail, oder nicht?
Ich möchte gerne diese Diskussion starten. Schreibe mir deine Erfahrungen und Ideen in die Kommentare. Bleibe dabei fair und sachlich. Es geht mir nicht um die Einzelfälle, die wir alle kennen. Es geht mir um das große Ganze. Die Regel. Den Alltag. Wie lang dauert eine reguläre Praxisprüfung wirklich? Wie viel Zeit geht für Dokumentation und Rückmeldung drauf? Und wann macht der Prüfer das?
Was sind deine Erfahrungen? Und macht es Sinn, über eine Rückkehr auf 45 Minuten nachzudenken?
Die 10 Minuten Erhöhung entsprechen einem Potenzial von einer viertel Million Auto-Prüfungsplätzen! Hätten wir keinen Mangel daran, würde ich dieses Video nicht machen. Und wenn wir die Dauer nur um 5 Minuten kürzen würden, wären das immer noch 136.000 frei werdende Praxisprüfungsplätze Klasse B. Was denkst du? Schreibe es bitte in die Kommentare.
Übrigens: Es gibt da noch eine interessante Rechnung. Ich mache die mit einem Augenzwinkern auf. Du kannst dir deinen Teil dabei denken.
Die Erhöhung um 10 Minuten führt bei den Prüforganisationen und 1,5 Mio. Prüfungen pro Jahr zu einem Mehrumsatz von satten 32 Mio Euro (1,5 Mio x 21,63). Weiter oben haben wir gerechnet, dass dieser Mehraufwand mit ca. 140 neu einzustellenden Prüfern zu bewerkstelligen gewesen wäre. Teilt man nun die 32 Mio. Euro Mehrumsatz durch die 140 neu einzustellenden Prüfer, macht das etwa 230.000 € Umsatz pro Prüfer. Nicht schlecht, oder? Selbstverständlich kenne ich die Gehaltsstrukturen der Prüfer nicht. Ich bin mir aber sehr sicher, dass beim Prüfer selbst nur ein Bruchteil der 230.000 Euro ankommen.
Es geht hier bei den 10 Minuten vor allem also auch ums Geschäft. Für die Prüforganisationen. Die ein Monopol haben. Und das gehört eben auch zur Wahrheit.
Noch ein Gedanke: Ein Fahrlehrer, der es schafft pro Jahr 2.500 Fahrstunden zu einem Preis von 60 Euro zu fahren, läge bei einem Umsatz von 150.000 Euro. Das sind 80.000 Euro weniger als bei den Prüforganisationen. Und trotzdem werden Fahrschulen dafür in jüngster Zeit und allen öffentlichen Kanälen ständig gedisst, der Führerschein sei so teuer geworden.
Also: Wie denkst du darüber. Lass uns ein Bild machen, von dem, was da in der Praxis passiert. Schreib mir deine Meinung und Erfahrungen in die Kommentare. Der Gesetzgeber möchte das nächstes Jahr evaluieren. Mal sehen, zu welchen Erkenntnissen man dort dann kommt.
Wir sehen uns, im nächsten Video ….