570 € sparen bei Sonderfahrten? Was Schnieders Führerscheinreform wirklich bedeutet

Mit Teil 5 der Serie sind wir bei einem Reformpunkt angekommen, der sofort aufhorchen lässt: Sonderfahrten.
Also genau die Pflichtfahrten, die Fahrschülern (und Fahrschulen) seit Jahrzehnten teuer, aber auch irgendwie „heilig“ erscheinen.

Verkehrsminister Schnieder sagt dazu:

Die verpflichtenden besonderen Ausbildungsfahrten (Nachtfahrten, Autobahnfahrten, Überlandfahrten) sollen reduziert werden. Es soll zudem die Möglichkeit geschaffen werden, diese Fahrten teilweise in einem Simulator zu absolvieren.

Klingt nach Sparpaket. Klingt nach Modernisierung. Klingt nach Streit.
Lass uns das sauber auseinandernehmen.


Was Schnieder wirklich vorschlägt – und was nicht

Wichtig zuerst: Schnieder nennt keine konkrete Zahl. Er sagt nicht „12 auf 6“ oder „noch 4 Sonderfahrten“. Er sagt nur: reduzieren.

Die Debatte über „wie viel“ ist also offen – und genau deshalb lohnt sich der Blick auf das Prinzip dahinter.

Warum dieser Reformpunkt politisch so attraktiv ist

Sonderfahrten sind teuer. Punkt.
Rechne mal ganz grob (wie im Video):

  • durchschnittlich ~95 € pro Sonderfahrt-Stunde
  • gesetzlich vorgeschrieben sind aktuell 12 Stück
  • macht rund 1.140 € nur für diesen Block

Wenn man dazu politisch sagt „da sparen wir was weg“, dann ist das ein riesiger Hebel für den Preis des Führerscheins. Und weil „Führerschein muss billiger werden“ gerade ein massives Ziel ist, ist klar, warum Schnieder hier ansetzt.

Der eigentliche Elefant im Raum: Warum gibt es feste Mindestzahlen?

Und jetzt wird’s spannend. Denn wenn man Sonderfahrten reduziert, muss man die Frage stellen:

Warum gibt es überhaupt diese festen Zahlen?
Warum 12 beim Auto?
Warum 5 Überland?
Warum 4 Autobahn?
Warum 3 Nachtfahrten – und nicht 1 oder 5?

Die ehrliche Antwort ist: Das sind historische Festlegungen.
Keine naturwissenschaftliche Wahrheit.
Keine pädagogische Logik, die für jeden Fahrschüler gleich gilt.

Und in der Praxis passiert etwas, das jeder kennt:

Mindestzahlen werden zu Höchstzahlen.
Kaum eine Fahrschule fährt mehr, obwohl es manchmal nötig wäre.
Aber niemand fährt weniger, obwohl es manchmal völlig sinnvoll wäre.

Das ist nicht nur unflexibel – das ist pädagogisch schräg.

Mein Standpunkt dazu: Zahlen raus, Verantwortung rein

Wenn du mich fragst, ist die Reform hier zu klein gedacht.

Nicht „12 auf X reduzieren“.
Sondern: Zahlen komplett streichen.

Warum?
Weil Fahrkompetenz nicht an einer Stundenzahl hängt, sondern an Fähigkeiten. Und die hängen am individuellen Schüler.

Wenn wir über Relevanz reden, dann gehört die Entscheidung dorthin, wo sie hingehört: in die Verantwortung des Fahrlehrers.


Der zweite Satz von Schnieder: Sonderfahrten teilweise im Simulator

Dann kommt Schnieders zweiter Teil – und der sorgt gerade für den meisten Zündstoff:

Sonderfahrten teilweise im Simulator.

Ich verstehe, warum er das sagt.
Ich verstehe, warum Simulatorhersteller das lieben.
Aber ich frage mich trotzdem:

Wie soll das realistisch funktionieren?
Glatteis?
Wildwechsel?
Nachtfahrt?
Vor einem schwarzen Bildschirm?

Das riecht für mich nach Kuhandel.

Wenn Schnieder wirklich mutig wäre, würde er nicht Simulator-Sonderfahrten einführen. Er würde Mindestzahlen streichen und Ausbildung über Inhalte steuern.

Was wäre schlauer? Mindestinhalte statt Mindeststunden

Hier liegt für mich der eigentliche Hebel:

Statt Mindeststunden brauchen wir Mindestinhalte.

Also die Frage:

  • Was muss ein Schüler auf Überlandfahrten wirklich können?
  • Was ist der Kern von Autobahnfahrten?
  • Welche Fähigkeiten gehören zur Nachtfahrt?

Und genau da hilft der Blick in den Fahraufgabenkatalog.
Für Klasse B sind es 16 Fahraufgaben, mit klaren Handlungsalgorithmen dahinter.

Wenn du die passenden Fahraufgaben sauber den Sonderfahrt-Kategorien zuordnest, entsteht ein logischer Ausbildungsplan – unabhängig davon, ob jemand 8 oder 14 Sonderfahrten braucht.

Konkrete Idee für deine Fahrschule: „Fit für deine Sonderfahrten“

Im Video skizziere ich das so:

Baue auf deiner eigenen Fahrschul-Plattform einen Bereich:

„Fit für deine Sonderfahrten“

Dort kannst du:

  • Sonderfahrten inhaltlich erklären
  • Lernziele als Checklisten anlegen
  • Vor- und Nachbereitung strukturieren
  • passende Prüfungsfragen zuordnen
  • Theorie & Praxis sinnvoll verzahnen

Der Effekt ist doppelt gut:

  1. Schüler verstehen, warum Sonderfahrten sinnvoll sind
    (statt sie als teuren Pflichtblock zu erleben)
  2. Du wirst als Fahrschule wieder sichtbarer und relevanter
    gerade in Zeiten, in denen viele sparen und zögern.

Was bedeutet das jetzt für dich?

Wenn Schnieders Führerscheinreform in diese Richtung geht, dann ist klar:

  • Sonderfahrten werden ein Flex-Thema.
  • Preisdruck bleibt.
  • Digitale Vorbereitung wird steigen.

Wer jetzt nur bremst, wird später hinterherrennen.
Wer jetzt Ausbildung über Inhalte und Plattformen neu strukturiert, kann gestalten.

Und genau da liegt die Chance – nicht im Jammern über Zahlen, sondern im Bauen von Lösungen, die Schüler wirklich weiterbringen.

Fazit

Schnieders Vorschlag zu den Sonderfahrten ist ein echter Preis-Hebel.
Das Sparpotenzial ist real – aber die Art, wie wir sparen, ist entscheidend.

  • Reduktion ja.
  • Simulator-Sonderfahrten? Fragwürdig.
  • Starre Mindestzahlen? Pädagogisch überholt.

Deshalb mein Plädoyer:

Weg von Stunden – hin zu Inhalten.
Weg von starren Vorgaben – hin zu Fahrlehrer-Verantwortung.

Wenn wir das sauber denken, wird aus dieser Reform kein Albtraum, sondern ein echter Modernisierungsschub. Diskutiere mit auf 33connect!

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