Einerseits kommen immer mehr Elektroautos auf den Markt. Andererseits gehören E-Mobile auf Straßen und in Fahrschulen zu den Exoten. Wir erklären, warum das so ist und was sich ändern muss.
Geht es um klimafreundliche Mobilität, werden in einem Atemzug oft kostenfreier ÖPNV, mehr Platz für Radfahrer, autonomes Fahren – und vor allem CO2-sparende Elektromobilität genannt. Autokäufer können laut ADAC heutzutage unter rund 30 Stromern wählen – vom VW e-up bis zum Opel Ampera E, vom Hyndai IONIQ bis zum Tesla. Günstigstes Modell – der e.GO Mobile Life für knapp 16.000 Euro. Mit einer Reichweite von gut 180 Kilometern.
Der Staat lockt mit Kaufprämien. Mit Steuernachlässen. Die Kommunen mit Parkplätzen. Doch die Energie springt nicht so richtig auf die Kunden über. Hauptprobleme, warum es klemmt – die hohen Anschaffungskosten und die schlechte Ladeinfrastruktur. Wie das Kraftfahrzeug-Bundesamt mitteilt, wurden im April 2019 in Deutschland rund 310.000 Fahrzeuge neu zugelassen, davon gerade mal 4.768 Batterieautos. Selbst wenn die Zahlen steigen: Stromer haben auf deutschen Straßen eher Seltenheitswert.
Viel zu lange Ladezeiten bei Schulungsautos
In Fahrschulen schaut es in Sachen Elektromobilität nicht anders aus? Wo hakt es hier? Dieter Quentin, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, sagte kürzlich in einem Interview mit Zeit Online, dass er sich zwar mehr Elektroautos in den Fahrschulen wünsche, gleichzeitig aber große Herausforderungen zu lösen seien. Das fängt bei der Reichweite von Schulungsautos an, die, wenn sie den ganzen Tag im Stadtverkehr, über Land oder auf Autobahnen unterwegs sind, ständig aufgeladen werden müssen.
Gut 3 Prozent der Fahrschulen nutzen Elektrofahrzeuge für den praktischen Unterricht – überwiegend große Fahrschulen.
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80 Prozent der Fahrlehrer für Abschaffung der Automatikbeschränkung
Eine weitere Hürde liegt im EU-Recht. E-Flitzer fahren nur mit Automatikschaltung. Wer seine Prüfung auf einem Elektrofahrzeug ablegt, darf am Ende nur Automatik fahren. Viele Führerschein-Neulinge wollen sich nicht einschränken, weil Benziner und Diesel nunmal die Straße gehört und lassen sich lieber in einem Auto mit Schaltgetriebe prüfen. Der MOVING Fahrschülerbefragung 2017 zufolge würden jedoch 75 Prozent aller Fahrschüler einen Teil der Führerscheinausbildung auf einem Elektrofahrzeug absolvieren, wenn sie danach einen Führerschein ohne Automatikbeschränkung erwerben könnten. Bei den Fahrlehrern ein ähnliches Bild: Laut der Onlineumfrage sind 80 Prozent der Fahrlehrer für die Abschaffung der Automatikbeschränkung. Der Fahrlehrerverband hat dem Verkehrsministerium deshalb eine Änderung des Ausbildungsplans vorgeschlagen. Darin sind beide Schaltungs-Varianten Teil der praktischen Fahrausbildung.
Nur vier E-Autos als Prüfungsfahrzeuge fit
Und noch ein Grund erklärt, warum nur wenige Fahrschulen Stromer in ihrer Flotte haben: Neben den hohen Anschaffungskosten bietet die E-Modellpalette lediglich eine Auswahl von vier Autos, die als Fahrschul-Prüfungsfahrzeuge eingesetzt werden dürfen: der VW e-Golf, der Opel Ampera E, die Mercedes-Benz B-Klasse ED und seit kurzem der Nissan Leaf ZE1. Die strengen Richtlinien für die Zulassung von Prüffahrzeugen gelten seit den achtziger Jahren. Sie gehen in Deutschland weit über EU-Regeln hinaus und müssen dringend überarbeitet werden, damit sich noch mehr Fahrschulen von den Autos der Zukunft „elektrisieren“ lassen.