Ohne den neuen Mobilfunk-Standard 5G kommt das autonome Fahren nicht über die Ziellinie. Wir erklären, warum das 5G-Netz so wichtig, aber auch umstritten ist.
5G steht für die fünfte Generation von Mobilfunknetzen. Der neue, ultraschnellen Mobilfunk-Übertragungsstandard soll das autonome Fahren ermöglichen. Digitalisierte Fabrikhallen mit vernetzten Maschinen zum Laufen bringen. Und das Internet für den Verbraucher schneller machen – hundertmal 100 Mal flotter als der aktuelle Breitbandmaßstab LTE, auch 4G genannt.
Roboterautos, die über 5G miteinander reden
Autonomes Fahren muss großen Datenströmen und Netzbelastungen standhalten. Grund dafür sind die zahlreichen Sensoren, Kameras und Verkehrsinfrastrukturen, die via Cloud-Rechenzentren ständig senden, empfangen und mit anderen „Autonomen“ kommunizieren. Nur 5G erfüllt diese Anforderungen. Beispielsweise entfällt die sogenannte Latenz – also die Zeit, die eine Information vom Sender bis zum Empfänger benötigt. Das bedeutet, der Datentransfer geschieht nahezu „live“, in Echtzeit. Für reaktionskritische Anwendungen wie das Roboterfahren, wo manchmal Millisekunden entscheiden, sehr wichtig.
Netzprobleme gehören der Vergangenheit an
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Anschlussdichte. Geraten Mobilfunknetze bei Sportevents oder Festivals, sprich großen Menschenansammlungen, heute schnell an ihre Grenzen, wird der Funkverkehr bei milliardenfach vernetzten Dingen erst recht zum Flaschenhals. Ein 5G-Netz soll künftig eine Million Geräte pro Quadratkilometer mit garantierter Übertragungsqualität (Quality of Service / QoS) gleichzeitig versorgen können – die 1000-fache Kapazität derzeitiger Funkzellen.
Eine Stunde Autofahrt, tausende Gigabytes Datenübertragung: Laut dem E-Autohersteller Lucid Motors aus Kalifornien (USA) liegt die Übertragungsrate von Robo-Cars in der Praxis bei 1,4 bis 19 Terabyte (TB) pro Stunde. 1 Terabyte sind 1.000 Gigabyte (GB). Bei einem 10-GB-Mobilfunkvertrag pro Monat wäre spätestens nach 26 Sekunden Fahrt Schicht im Schacht und der Datentank leer. Foto: Quelle: www.shutterstock.com/metamorworks
3, 2, 1... meine Frequenz: 5G-Auktionen laufen seit 19. März 2019
Seit dem 19. März 2019 werden die so wichtigen 5G-Mobilfunkfrequenzen versteigert. Mehr als 200 Bieterrunden für die insgesamt 41 verfügbaren Frequenzblöcke liefen bereits. Teilnehmer sind die großen Telekommunikations-Player – Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica – sowie der Newcomer 1&1 Drillisch. Sah es am Anfang so aus, als ginge die Auktion schnell und mit Mini-Einnahmen für den Bund über die Bühne, summieren sich die Höchstgebote aktuell auf über 5 Milliarden Euro. Verfolgen lässt sich der Bieter-Wettstreit auf der Webseite der Bundesnetzagentur.
5G nur mit Auflagen für Netzbetreiber
Die Bundesnetzagentur will den Netzbetreibern allerdings nur dann den Betrieb des neuen 5G-Netzes erlauben, wenn sie auch auf Autobahnen, Bund- und Landstraßen sowie allen Zugstrecken und wichtigen Wasserstraßen für schnelles Internet sorgen. Überdies müssen 98 Prozent der Haushalte in Deutschland bis Ende 2022 Zugang zu schnellem Internet von 50 bis 100 Megabit pro Sekunde bekommen.
Gesundheitsrisiken: Behörde fordert mehr Umsicht
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat eine Liste veröffentlicht, auf der man sehen kann, wie stark das eigene Smartphone strahlt. Wer sich vor dieser Strahlung fürchtet, kann sie einfach reduzieren. Etwa, indem er mit einem Headset telefoniert. Doch wie können sich Bundesbürger vor dem neuen 5G-Netz schützen, deren Datenübertragungsmengen weitaus gefährlicher für die Gesundheit sein könnten? Viele haben Angst, vor allem jene die an Hauptverkehrsstraßen wohnen. Die Behörde fordert deshalb einen „umsichtigen Ausbau“ der neuen Mobilfunktechnik. Außerdem werden die Rufe nach wissenschaftlichen Untersuchungen lauter, wie die neuen Frequenzen auf den menschlichen Organismus wirken.
"Wir brauchen 5G an jeder Milchkanne"
"Wir brauchen 5G an jeder Milchkanne", sagt beispielsweise Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), während ihm Forschungsministerin und Kabinettskollegin Anja Karliczek (CDU) klar widerspricht. Der flächendeckende 5G-Netzaufbau wird mit Sicherheit mehrere Jahre benötigen. Frühestens 2021 soll 5G für Verbraucher nutzbar sein. Will Europa zudem ein Leitmarkt für vernetzte und automatisierte Fahrzeuge werden, so das erklärte Ziel aus Brüssel, bleibt auf ganz vielen Ebenen noch viel zu tun.