Wer fährt schneller bei der Mobilität 4.0 – die Bahn oder „Autonome“? Kann ein Fahrschulunternehmer Mobilität 2030, und wenn ja, wie? Und was zeigt die neue Continental-Mobilitätsstudie 2018? Mehr im Trendschau-Update.
In Zukunft fahren Autos computergesteuert. Nicht von jetzt auf gleich. Frühestens ab 2040 soll der Autopilot übernehmen. Braucht man dann noch Fahrlehrer? Wie wirkt sich dies auf unsere Branche aus? In unserer Trendschau zum autonomen Fahren stellen wir Ihnen regelmäßig Themen, Trends und Thesen zur New Mobility vor. Warum tun wir das? Weil wir der Realität ins Auge blicken, statt sie zu ignorieren. Diskutieren Sie mit! Stellen Sie uns Ihre Fragen! Wir sind für Sie da, wenn es um neue Perspektiven für die digitale Mobilität von morgen geht.
Trend # 1: Wie stehen die Deutschen zu „Autonomen“?
Ampel auf „Rot“ in Deutschland, „Grüne Welle“ in Ländern wie USA, China und Japan: Laut der neuen Continental-Mobilitätsstudie 2018 haben Deutsche ein gespaltenes Verhältnis zum automatisierten Fahren. Gerne würden sich Autofahrer hierzulande in stressigen Situationen, ausgelöst durch Staus, Baustellen und Unfälle, auf Autobahnen elektronisch chauffieren lassen. Doch die Zahl der Zweifler an der technischen Zuverlässigkeit der Technologien steigt signifikant – von 48 auf 57 Prozent. Die Studienautoren vermuten hinter der neuen Skepsis Unfälle bei Testfahrten in den USA. International gewinnt das automatisierte Fahren an Zuspruch: In China halten es 89 Prozent der Autofahrer für eine sinnvolle Entwicklung, nach 79 Prozent vor fünf Jahren. In den USA sind es inzwischen 50 Prozent nach 41 Prozent. Die Technologien müssen nicht nur sicher, robust und zuverlässig sein. Hersteller müssten auch besser erklären, "dass automatisiertes Fahren Schritt für Schritt und nicht als Revolution kommt“, erklärte der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart bei der Studienvorstellung.
Für das automatisierte Fahren spielen Künstliche Intelligenz, Sensoren, Kameras und eine komplett neue Verkehrsinfrastruktur eine große Rolle. „Wächst das Verständnis für die Technik, steigt auch die Akzeptanz“, ist sich der Conti-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart sicher. Foto: Continental AG
Trend # 2: Wie Gera (Auto-)Pilotstadt wird?
Die ostthüringische Otto-Dix-Stadt Gera will beim Thema autonomes Fahren eine Vorreiterrolle einnehmen. Hierzu wurde am 1. November 2018 ein "Kompetenzzentrum für autonomes Fahren und Mobilität 2030“ gegründet. Initiatoren der Allianz sind die deutschlandweit bekannte Fahrschule Fischer Academy, die Stadtverwaltung, die Duale Hochschule Gera-Eisenach und Unternehmen der Region. "Die Mobilitätswelt steht vor einem gewaltigen Wandel, auf den wir reagieren müssen", sagte der Geschäftsführer des in Gera ansässigen Instituts für autonomes Fahren, Mike Fischer, bei der Eröffnung. Mit dem Zentrum soll Fachwissen und Qualifizierung von Firmen, Kommunen und Bürgern zu den Schlüsseltechnologien „Autonomes Fahren“ und „New Mobility“ gebündelt werden. Anhand von Workshops, Projekten, Testfahrzeugen und Pilotstrecken will die Partnerschaft das Fahren 4.0 nicht nur „live“ demonstrieren, sondern auch für die Chancen des Roboterfahrens sensibilisieren. Nach Angaben von Oberbürgermeister Julian Vonarb prüft die Stadt in Kooperation mit dem Elektroautounternehmen e.GO Mobile AG aus Aachen aktuell, wo Teststrecken für Projekte fahrerlosen Fahrens ermöglicht werden können, auf denen Kleinbusse unterwegs sein sollen. Die Kommune will sich damit als eine von bundesweit 20 Modellstädten bewerben.

Eine von fünf Teststrecken für automatisierte Fahrzeuge der Levelstufen 0 und 4 (Teilautonomie) soll in Gera mit dem „e.GO Mover“ ab 2019/2020 in Betrieb gehen. Bei dem Kleinbus, der für den Personennahverkehr als auch Transportaufgaben einsetzbar ist, wird immer ein Fahrer mit an Bord sein. Foto: e.GO Mobile AG
Trend # 3: Verpasst die Bahn den Anschluss?
20. November 2047. 12:45 Uhr. Auf dem virtuellen Wand-Bildschirm im Co-Living-Space tanzt ein roter Punkt: „Herr Lehmann, kommen Sie herunter, ihr Robotic-Taxi für die Fahrt von Berlin nach München ist da!“ Momentan ist es schwierig, abgedrehte Szenarien für die Zukunft zu entwerfen, denn viele Dinge werden in den USA schon getestet. Antworten auf die Frage „Was bedeutet das autonome Fahren für die Deutsche Bahn? sind nicht leichter zu finden. Computergesteuerte Durchsagen auf den Bahnhöfen gibt es bereits. Schon in 15 Jahren will der Traditionslogistiker seine Züge komplett digital per Funk leiten und überwachen. Das soll nicht nur praktisch für das Unternehmen, sondern auch im Interesse des Kunden sein – mit 20 Prozent mehr Zügen. Der europäische Zugsicherheitssystem ETCS, der Autopilot für die Schiene, so die Planungen, wird die 20 unterschiedlichen Signalsysteme von Stockholm bis Neapel ersetzen. Letztlich wären dann Fern-, Regional- und Güterzüge in der Lage, sich autonom selbst zu steuern. Allerdings würde die Eisenbahn mit selbstfahrenden Autos, Taxis und LKWs in Sachen Tür-zu-Tür-Service, Bequemlichkeit und Preisen konkurrieren. Denn autonome Fahrzeuge sind im Vergleich zu ICEs oder Flix-Bussen nicht an fixe Strecken, Fahrpläne oder Bahnhöfe gebunden. Sie sind individueller.
Kommt in ca. 20 Jahren das autonome Fahren flächendeckend, stehen der Bahn harte Zeiten bevor. Wer braucht noch Bahnhöfe, Fahrkartenschalter oder Schaffner, wenn „Selbstfahrende“ einen von Haustür zu Haustür, direkt von A nach B, bringen? Foto: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang